Tündern, das Dorf im Weserbogen und seine Kirche

 

Tünderns Geschichte reicht mehr als tausend Jahre zurück - dabei denken wir natürlich zuerst an die weltlichen Geschicke unseres Dorfes seit seiner ersten Erwähnung in einer Urkunde des Kaisers Heinrich II im Jahr 1004.

Aber eine andere Geschichte ist die der christlichen Gemeinde des Dorfes, die etwa 200 Jahre früher einsetzt und ihren Ursprung in der Christianisierung der sächsischen Gaue in der Zeit Karls des Großen hat.

Schon Ludwig der Fromme, Sohn Karls, soll an der höchsten Stelle der Ortschaft, also da, wo auch heute unsere Kirche steht, eine Kapelle errichtet haben; 1150 ist an gleicher Stelle be­reits eine Kirche bekannt. Ihr aus behauenem Feldstein mit Eckquaderung errichteter romanischer Turm stammt, so wie wir ihn heute sehen, aus dem 12. Jahrhundert; das Kirchenschiff mit den gotischen Spitzbogenfenstern ist in seiner heutigen Gestalt zwischen 1380 und 1420 entstanden.

Die geistlichen Aufsichten wechselten im Laufe der Jahrhunderte vielfach - als das bedeut­samste Ereignis in konfessionsgeschichtlicher Hinsicht sei hier die Einführung der auf dem Landtag des Fürstentums Calenberg-Göttingen 1542 in Pattensen beschlossenen Durchfüh­rung der Reformation erwähnt - unsere Kirche blieb über alle Zeit fest gefügt an ihrem Ort, überstand Not- und Kriegszeiten und ist bis heute das Zentrum im Leben der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Tünderns.

Bevor wir die Kirche durch das Turmportal betreten, betrachten wir in der Außenwand links das fünfteilige Epitaph der Familie des tündernschen Pastors Brümmer. Von ihren acht Kindern hatte diese Familie fünf im frühen Kindesalter (1676 – 1683) durch den Tod verloren.

Nun zum Inneren der Kirche. Nach dem Betreten des Turms schauen wir auf eine Gemäldetafel (Mitte 17. Jh.), die Kreuzigung Jesu zeigend,  gehen  an dem romanischen Taufstein (13. Jh.) vorbei ins Kircheninnere und blicken auf den aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammenden barocken Altar.

Seine beiden Altarbilder – das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und Jesu Kreuzigung zeigend – sollen aus der gleichen Zeit stammen und werden dem Maler Woltemate zugeschrieben, von dem viele Gemälde in den Kirchen des heimatlichen Raumes stammen.

Links neben dem Altar fand der von 1751 stammende, ebenfalls barocke Taufstein seinen Platz.

Ein Kleinod ist die zur Wand an der Linken in einer Nische aufgestellte, etwa 550 Jahre alte Pieta – die trauernde Maria mit ihrem getöteten Sohn Jesus.Im Treppenaufgang zur Empore hängt eine Tafel mit den Namen früherer Pastoren, eine die Auferstehung Christ zeigende Gemäldetafel, auch aus dem 17. Jh. stammend, hängt im Kirchenschiff linkerhand. Seit 1968 hören wir im Gottesdienst die von der sächsischen Orgelbaufirma Jehmlich zu Dresden geschaffene Orgel, die mit ihren 14 Registern, zwei Manualen und Pedal an die klanglichen Erfordernisse des Kirchenschiffs angepasst ist.

Eine Brücke zwischen Kirche und Dorf sind die drei Glocken im Turm unserer Kirche; sie rufen uns zum Gottesdienst, sie erinnern uns, wenn ein Gemeindeglied verstorben ist, sie teilen uns Freudiges mit bei Hochzeiten und Taufen und die Betglocke gibt uns dreimal täglich mit neun Anschlägen auf, innezuhalten:

„Vater unser im Himmel“ – es folgen die sieben Bitten des Gebets - und mit dem neunten Schlag der Schluss: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.“

Die erste Glocke ist ein Ersatz für die 1917 aus Kriegsgründen geopferte Glocke von 1817 und stammt aus dem Jahr 1927. Sie trägt die Inschrift:

„Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde (Joh. 15,13). Geopfert für Vaterlands Wehr 1917, erneut zu Gottes Ehr 1927“.

Die zweite Glocke von 1846 musste im Kriegsjahr 1942 abgegeben werden und konnte schon 1956 ersetzt werden. Ihre Inschrift lautet:

„Dienet dem Herrn mit Freude und kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken (Psalm 100, 2)“.

Unsere dritte Glocke aus dem Jahr 1962 ist die jüngste und wird vornehmlich bei Taufen geläutet: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht (Mk 10,14)“.

Fotos: Hellmold-Ziesenis, Schwäkendiek